...] Es gilt herauszuarbeiten, ob es in Folge des engen Zusammenlebens von Menschen beider Kulturen zu einem Transfer kultureller Werte kam, welche tatsachlich identitatsstiftend wirkten, oder ob es sich bei den entstandenen Beziehungen um oberflachliche Beeinflussung des jeweils anderen auf Grund des sich zwangsweise ergebenden Kontaktes handelte. Im Rahmen einer solchen Arbeit, dies soll vorweggenommen werden, kann darauf sicherlich keine befriedigende Antwort gefunden werden, da sich in ihr nicht alle Gebiete des gemeinsamen Lebens erfassen lassen. Denn fur diese verschiedenen Gebiete, sei es das Alltagsleben der Menschen, sei es das wirtschaftliche oder politische Leben, werden sich differierende Antworten finden lassen und nur eine Gesamtschau liesse ein tragbares Ergebnis zu. Hier soll eine Teilantwort in Hinblick auf die Kulturpolitik in der SBZ/DDR gewagt werden. Es soll zu klaren versucht werden, ob diese Kulturpolitik und somit das kulturelle Leben sowjetisiert wurde, oder ob sie eigene, letztlich unabhangige Wege ging. Bereits diese kurze Einfuhrung wirft entscheidende Fragen auf, welche der Klarung bedurfen. So soll in einem ersten Teil versucht werden, eine klarere Bestimmung der bereits verwendeten Begriffe der Sowjetisierung und des Kulturtransfers anzubieten. Die bisherige Forschung gibt dazu einige Anregungen, jedoch keine befriedigenden Antworten, so dass hier eigene Ansatze gefunden werden mussen. Ein weiterer Teil der Arbeit soll sich mit der Kulturpolitik und dem Einfluss der sowjetischen Entscheidungstrager und deren Kultur und der sich daraus entwickelnden kulturellen Muster in der SBZ/DDR befassen und sie darauf hin untersuchen, ob sie letztlich identitatsstiftend fur den neu entstandenen Staat gewirkt haben, ob also von Kulturtransfer zu sprechen ist. Auch hier bedarf es nochmals einer Einschrankung. Die Untersuchung wird sich auf den Literaturbetrieb der SBZ/DDR beschranken, da der Rahmen einer solchen Arbeit ansonsten wiederum gesprengt wurde. Auch diese Einschrankung lasst, und dies ist selbstverstandlich letztlich nicht befriedigend, nur eine Teilantwort auf die angesprochenen Fragen zu, welche nicht reprasentativ fur den gesamten Themenkomplex stehen muss