Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Philosophie - Philosophie der Antike, Note: 6, Universitat Zurich (Philosophische Fakultat), Veranstaltung: Lizenziatsprufung, Sprache: Deutsch, Abstract: Eudaimonia, das von einem guten (eu) Geist (daimon) begunstigt oder beseelt sein," ist der zentrale Begriff der aristotelischen Ethik. Verstanden als die Gluckseligkeit" oder das vollstandig gelungene Leben,"1 ist die Eudaimonia das hochste anzustrebende Gut, das idealiter das Ziel allen Strebens in der personlichen und politischen Praxis eines Menschen darstellt. Dieses teleologische Verstandnis menschlichen Seins und eines genuin menschlichen Guts ist der Philosophie der Neuzeit, mit einigen wenigen Ausnahmen, weitgehend abhandengekommen. Die Philosophie getraut sich nicht mehr, das umfassende menschliche Gluck zu definieren und lasst in eudamonistischer Resignation die Individuen mit ihren Praferenzen alleine."2 Infolge des unuberwindbaren Pluralismus der Lebensentwurfe" muss eine moderne Moraltheorie, will sie nicht Gefahr laufen, als subjektivistisch abgelehnt zu werden, eine strikte Unabhangigkeit gegenuber jeder partikularen Sicht vom guten Leben wahren."3 Trotz dieser grundsatzlichen Divergenz zwischen antiker und neuzeitlicher Philosophie ist das Interesse an der aristotelischen Ethik ungeschmalert und die Nikomachische Ethik zahlt zu den Grundtexten des abendlandischen Geistes uberhaupt.4 Das liegt moglicherweise daran, dass einzelne Kapitel der Nikomachischen Ethik bis heute nichts an Aktualitat verloren haben, so zum Beispiel die Bestimmungen uber die Gerechtigkeit oder uber die Freundschaft. Vielleicht ist es auch die Hoffnung, das schlechthin Gute doch noch zu finden, vielleicht auch die Ziellosigkeit der neuzeitlichen Philosophie, die uns immer wieder zuruckfuhrt zu Aristoteles und seinem Konzept des gelungenen Lebens. Die Schriften von Alasdair MacIntyre5 oder Philippa Foot6, auf die ich am Schluss der Arbeit kurz eingehen werde, la