Entwendete Gestalten. Kleists Figuren Sosias Und Amphitryon Und Ihr Umgang Mit Der Doppelgangerproblematik Im Vergleich (German, Electronic book text)


In Kleists Amphitryon gibt es wohl kaum eine Figur, die nicht bis zum aussersten verwirrt ist und sich in Folge dessen auf zermurbendste Weise den Kopf und oft wohl auch das Herz - zerbricht. Alle verrennen sich fast bis zur Aussichtslosigkeit in ihrer Gedanken- und Gefuhlswelt, so dass man selten daruber wirklich herzhaft lachen kann. Gerade dieses komische Moment scheint von Kleist als besonders tragisch gestaltet. Uber das, was bei Moliere noch nahezu rein komisch ist, kann man bei Kleist kaum mehr lachen. Kleist erzahlt den Mythos somit eher aus der Sicht der Menschen, den Opfern des gottlichen Verwirrungsspiels. Alle menschlichen Figuren leiden mehr oder weniger an derselben Sache: Ihrer Wahrnehmung ist der Boden unter den Fussen weggezogen worden. Sie konnen sich auf nichts mehr verlassen, weder auf das, was sie sehen, noch auf ein inneres Gefuhl. Kleists Stuck beschreibt mit der Krise dieses inneren Wahrheits- und Rechtsgefuhls die Identitatskrise. Am interessantesten und reichhaltigsten wird diese Thematik sicherlich in der Figur der Alkmene gestaltet. Dennoch konzentriert sich diese Arbeit auf zwei andere menschliche Figuren. Der Feldherr Amphitryon und sein Diener Sosias haben dasselbe Problem: Sie sind verdoppelt. Beide werden von Angesicht zu Angesicht mit ihren Doppelgangern konfrontiert. Wahrend sich bei Alkmene die Identitats- oder Ich-Krise angesichts des doppelten Amphitryon hauptsachlich als Krise eines inneren Wahrheitsgefuhls abspielt, gestaltet sie sich bei Sosias und Amphitryon angesichts der handfesten Korper ihrer eigenen Spiegelbilder zwangslaufig ausserlicher, aber auch grundsatzlicher: als Krise der inneren Sicherheit, dass der eigene Korper auch das eigene Ich verkorpert. Man konnte Kleists Lustspiel in diesem Zusammenhang auch als eine Art philosophisch-literarisches Experiment oder eine Versuchsanordnung sehen. Was geschieht mit ihnen selbst und mit ihrem Umfeld, wenn man zwei Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten ihre Doppelganger vor die Nase setzt Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Lit.wiss., Note: 1,0, Freie Universitat Berlin (Seminar fur Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft), Sprache: Deuts

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In Kleists Amphitryon gibt es wohl kaum eine Figur, die nicht bis zum aussersten verwirrt ist und sich in Folge dessen auf zermurbendste Weise den Kopf und oft wohl auch das Herz - zerbricht. Alle verrennen sich fast bis zur Aussichtslosigkeit in ihrer Gedanken- und Gefuhlswelt, so dass man selten daruber wirklich herzhaft lachen kann. Gerade dieses komische Moment scheint von Kleist als besonders tragisch gestaltet. Uber das, was bei Moliere noch nahezu rein komisch ist, kann man bei Kleist kaum mehr lachen. Kleist erzahlt den Mythos somit eher aus der Sicht der Menschen, den Opfern des gottlichen Verwirrungsspiels. Alle menschlichen Figuren leiden mehr oder weniger an derselben Sache: Ihrer Wahrnehmung ist der Boden unter den Fussen weggezogen worden. Sie konnen sich auf nichts mehr verlassen, weder auf das, was sie sehen, noch auf ein inneres Gefuhl. Kleists Stuck beschreibt mit der Krise dieses inneren Wahrheits- und Rechtsgefuhls die Identitatskrise. Am interessantesten und reichhaltigsten wird diese Thematik sicherlich in der Figur der Alkmene gestaltet. Dennoch konzentriert sich diese Arbeit auf zwei andere menschliche Figuren. Der Feldherr Amphitryon und sein Diener Sosias haben dasselbe Problem: Sie sind verdoppelt. Beide werden von Angesicht zu Angesicht mit ihren Doppelgangern konfrontiert. Wahrend sich bei Alkmene die Identitats- oder Ich-Krise angesichts des doppelten Amphitryon hauptsachlich als Krise eines inneren Wahrheitsgefuhls abspielt, gestaltet sie sich bei Sosias und Amphitryon angesichts der handfesten Korper ihrer eigenen Spiegelbilder zwangslaufig ausserlicher, aber auch grundsatzlicher: als Krise der inneren Sicherheit, dass der eigene Korper auch das eigene Ich verkorpert. Man konnte Kleists Lustspiel in diesem Zusammenhang auch als eine Art philosophisch-literarisches Experiment oder eine Versuchsanordnung sehen. Was geschieht mit ihnen selbst und mit ihrem Umfeld, wenn man zwei Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten ihre Doppelganger vor die Nase setzt Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Lit.wiss., Note: 1,0, Freie Universitat Berlin (Seminar fur Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft), Sprache: Deuts

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Product Details

General

Imprint

Grin Verlag

Release date

2004

Availability

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Authors

Format

Electronic book text - Windows

ISBN-13

978-3-638-30399-6

Barcode

9783638303996

Languages

value

Categories

LSN

3-638-30399-3



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